Abdelkader Mesli

1902 – 1961

  • Geb. 1902 im algerischen Khemis (Oran).
  • Imam in Paris, ab 1943 in Bordeaux.
  • Aktives Mitglied der Résistance (ORA).
  • Verhaftung am 5. August 1944, Deportation im Geisterzug ab 8. August 1944.
  • 28. August 1944 Einlieferung im KZ Dachau, 14. September 1944 Überstellung in das KZ Mauthausen, von dort nach Ebenhausen. Befreiung am 5./6. Mai 1945.
  • Gest. 1961 in Bobigny, Frankreich.

Gedächtnisbuch als pdf-Datei

Abdelkader Mesli (3 MB)


Abdelkader Mesli wurde 1902 in Oran in Algerien geboren. 1919 zog er nach Marseille, wo er als Hafenarbeiter, Zimmermann und im Bergbau arbeitete.  Später wurde er Straßenhändler. Mit diesem Beruf musste er viel durch Frankreich und Belgien reisen. Er hatte immer wieder Probleme mit den Behörden, weil er als geborener Algerier als „Franzoser zweiter Klasse“ behandelte wurde. Um diese Hindernisse zu überwinden, besorgte er sich einen belgischen „Ausländerpass“.

1942 wurde Mesli in der  Grande Mosquée de Paris als Imam eingesetzt. Es gibt allerdings keine Belege, dass er jemals eine Ausbildung zum Imam gemacht hat. Im folgenden Jahr wurde er nach Bordeaux überstellt, wo er sich fast ausschließlich um Kranke und Beerdigungen kümmern sollte. Spätestens dort schloss er sich dem Widerstand an und trat in die ORA ein, eine Widerstandsgruppe, die von ehemaligen französischen Soldaten geführt wurde. Mesli kümmerte sich um geflüchtete nordafrikanische Zwangsarbeiter. Er fälschte für sie Ausweise.

Am 5. Juli 1944 wurden Mesli und einer seiner Mitarbeiter, Valroff, in einem Restaurant in Bordeaux von der Gestapo verhaftet. Sie wurden zuerst in das Gefängnis Fort du Hâ gebracht und gefoltert. Am 8. August 1944 ging es dann von Bordeaux aus mit dem sogenannten „Geisterzug“ weiter.

Nach einer schrecklichen Reise, die fast drei Wochen in der glühenden Sommerhitze dauerte, kamen Mesli und Valroff am 28. August 1944 in Dachau an. Mesli bekam dort die Häftlingsnummer 94 020. Am 14. September 1944 wurde er ins Außenlager Ebensee des KZ Mauthausen transportiert, wo er sehr schwere Arbeit leisten musste und bald auf die Krankenstation kam. Am 5. oder 6. Mai 1945 wurde er schließlich befreit.

Er reiste nach Frankreich zurück und nahm bald seine Tätigkeit als Imam wieder auf. Am 24. Juli 1950 heiratete er seine Frau Aïscha. Das Ehepaar hatte zusammen eine Tochter, Yamina, und einen Sohn, Mohamed.

In den letzten Jahren seines Lebens betreute Mesli die Moschee und den muslimischen Friedhof von Bobigny, wo er auch nach seinem Tod im Jahr 1961 beigesetzt worden ist. Über seine Kriegserfahrungen hatte er nie gesprochen, aber er hat alles niedergeschrieben. Nach dem Tod seiner Frau haben seine Kinder die Papiere in seinem Schreibtisch gefunden.

Verfasser des Gedächtnisblatts

Gerhard Bökel, Journalist, Jurist, Politiker, 2017

[FG 8/17; Quelle GB; IS]